Kulturbummel- Zusammenfassung des VHS-Semesters II/ 2012 Dr. Anke Schwarz-Weisweber

Caravaggios Weibsbilder  Wie kaum ein anderer Künstler fasziniert Michelangelo Merisi, nach seinem Herkunftsort Caravaggio genannt, die Gemüter. Extremer Realismus, großes handwerkliches Können, eine faszinierende Lichtregie, bisweilen eine laszive Körperlichkeit und theatralisches Hell-Dunkel zeichnen seine Gemälde aus. Er begründet damit die Barockmalerei. Aus seiner Kindheit gibt es wenig gesicherte Erkenntnisse. Geboren wurde er am 29.9.1571 in Mailand und gestorben ist er am 18.7.1610 in Porto Ercole. Nach seiner Ausbildung bei Simone Peterzano, einem Tizianschüler, befindet er sich ab 1592 in Rom. Er arbeitet für acht Monate beim Cavaliere d’Arpino. Früchtestillleben sind aus seiner Anfangszeit bekannt. Dann wohnt er im Palazzo Madama bei Kardinal del Monte. Drastische Altarbilder machten den jungen Maler bald berühmt. Wurden Retabeln abgelehnt, fanden sich schnell private Käufer. So gehörte auch Scipione Borghese zu seinen Gönnern. Caravaggios Beteiligung an einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit Totschlag zwang ihn 1606 zur Flucht aus Rom. Im  spanischen  Königreich Neapel wurde der Verbannte sofort mit großen Aufträgen bedacht. Etwa 10 Monate später brach er nach Malta auf, wo er einen Ritter verletzte, ins Gefängnis kam und nach Sizilien floh. Wieder in Neapel machte er sich schwer verletzt nach Rom auf, wo ihn der Papst begnadigen wollte. Er starb auf dem Weg dorthin. Seine Malweise inspirierte die Nachfolger in ganz Europa. Er scheint sich mehr für halbwüchsige Knaben als für weibliche Modelle interessiert zu haben, auch wenn er zu zwei Prostituierten Kontakt hatte. Am meisten hat ihn die reuige Sünderin Maria Magdalena mit dem Thema Kontemplation, Umkehr und Buße gereizt.

 

Galerien-Rundgang Schöneberg  In jüngster Zeit hat sich eine interessante Reihe von Galerien rund um das ehemalige Tagesspiegel-Gebäude in der Potsdamer Straße angesiedelt. Wir haben zunächst die Galerie Nolan und Judin besucht mit Arbeiten von Christoph Hänsli (Mortadella). Nebenan befindet sich BlainSouthern. Ebenfalls eine der namhaften international agierenden Galerien. Dort war eine große Arbeit von Lawrence Weiner zu sehen. Im Gebäude gegenüber dann jüngere Galerien wie Jiri Svestka mit Golden Sands von Andrej Dubravsky . Auf der anderen Straßenseite Nr. 98a im Hinterhof dann der Besuch der wunderbaren Räumlichkeiten der Renata und Alexander Camaro Stiftung. Die aktuelle Ausstellung zeigt Arbeiten zum Thema Zirkus, das dem Künstler (1901-1992) von seinem 16.Lebensjahr an aus eigener Anschauung vertraut war. Die Stiftung pflegt sein Werk und fördert Kulturprojekte. Eine Oase der Ruhe und Besinnung inmitten der quirligen City.

 

Neuer Pavillon so nennt sich das von Karl Friedrich Schinkel entworfene Sommerhaus für  König Friedrich Wilhelm III. und dessen zweiter Frau Gräfin Auguste Harrach, Fürstin Liegnitz im Schloßpark von Charlottenburg.1824 vom Architekten nach Schilderungen des Königs konzipiert, der ein Gebäude wie die Villa Reale bei Neapel wünschte. Ausführender Kondukteur war in diesem Fall Albert Schadow, da der Meister 1824 für ein halbes Jahr eine Dienstreise nach Italien antrat. Der Casino-Typus ist zweigeschossig. Das obere Stockwerk weist einfache Alkoven bzw. Loggien mit eingestellten Säulen auf. Klassizistisch definiert ist der Bau durch griechische Elemente an den Kapitellen, Säulen und dem Gesims. Die bodentiefen Fenster und das flache Zinkdach machten im Winter Probleme. Im Inneren lassen Schmuckelemente wie der Perlstabfries oder die Palmetten sofort an Schinkel denken. Die Groteskenmalerei zitieren Raffael oder römische Vorbilder. Tapeten und Möbel wurden von Schinkel sorgfältig ausgewählt.  Dekorationsstücke wie der Kandelaber im Eingangsraum wurde von Schinkel nach dem römischen Marmororiginal bei Tobias Feilner nach Schinkels „Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker“ in Terracotta gebrannt und mit einer Bronzepatina überzogen. Nach der sorgfältigen Restaurierung sind jetzt Gemälde der Romantik von C D Friedrich, Eduard Gärtner, Franz Krüger und anderen dort zu bewundern.

 

Karl Friedrich Schinkel  Geschichte und Poesie

1781wurde Karl Friedrich als eines von fünf Geschwistern in Neuruppin geboren. Der Vater stirbt jung und die Familie zieht nach Berlin. Dort besucht er das Graue Kloster. Der Entwurf von Friedrich Gilly mit dem Denkmal für Friedrich II. führt bei dem 16jährigen zu dem Entschluss, selbst Architekt zu werden. Er absolviert ein einsemestriges Studium an der Allgemeinen Bau-Unterrichts-Anstalt bei Aloys Hirt, Carl Gotthard Langhans, Johann Heinrich Gentz und Friedrich Gilly. Es schließt sich eine Studienreise nach Italien über Österreich und Frankreich an.  Schinkel gestaltet Hintergrundprospekte für das optisch-mechanische Figurentheater von Wilhelm Ernst Gropius und malte. 1810 wird er zum Geheimen Oberbauassessor bei der Technischen Oberbaudeputation ernannt. 1815 wird er Geheimer Oberbaurat. Er legt den Grundstein zur staatlichen Denkmalpflege. Er plant die Neue Wache, das Schauspielhaus, die Friedrichswerdersche Kirche, die Schlossbrücke, das Alte Museum und schließlich die Bauakademie. Entwürfe zu mehr als 40 Opern und Schauspielen fertigt er an. Seine Schriften mit der Sammlung Architektonischer Entwürfe und seine Vorlagen für Fabrikanten und Handwerker haben für das ganze 19. Jahrhundert Gültigkeit. Zusammen mit seinem Freund Christian Peter Wilhelm Beuth leistete er einen wesentlichen Beitrag für den Wirtschaftsstandort Berlin. Trotz aller pragmatischen Notwendigkeiten blieb er immer ein idealistischer Visionär, der davon überzeugt war, mit schöner Kunst die Menschheit zu veredeln. 1841 stirbt Schinkel im Alter von 60 Jahren in seiner Wohnung in der Bauakademie. Kurze Zeit später wird dort ein Museum für ihn eingerichtet.

 

Die  Pleurants vom Grabmal des Herzogs Jean sans Peur in Dijon

Da das Musée des Beaux-Arts gerade saniert wird, konnten die 37 Alabasterfiguren vom Grabmal des Herzogs Johann Ohnefurcht von Burgund für das Bode-Museum in Berlin gewonnen werden. Unter den Herzögen Philipp II. der Kühne aus dem Haus Valois, Johann Ohnefurcht, Philipp III. der Gute und Karl der Kühne wuchs Burgund (die Gegend um Dijon bis zur Nordsee) zu einem der mächtigsten Staaten Europas heran. Der Reichtum sollte sich nicht zuletzt in einer prunkvollen Grabstätte ausdrücken. Dazu stiftete Philipp der Kühne 1377 die Kartause von Champol, wo viele bedeutende Künstler aus Europa tätig waren. 1381 wurde der Hofbildhauer Jean de Marville mit dem Alabasterkenotaph beauftragt. 1389 wurde das Ganze dem aus Haarlem stammenden Claus Sluter übergeben. Als der erste Herzog im Jahre 1404 starb, waren das Rahmenwerk und zwei Pleurants fertig. Nach seinem Tod übernahm sein Neffe Claus de Werve die Arbeit. Er vollendete das erste Grabmal. 1435 beauftragte Philipp der Gute für seinen Vater Johann Ohnefurcht ein Ebensolches zu errichten. 1443 wurde ein Vertrag mit dem spanischen Bildhauer Juan de la Huerta geschlossen. Bis 1469 vollendete Antoine le Moiturier das Projekt. Die Vollplastiken stellen eine Art Trauerprozession dar mit Chorknaben, Diakonen, einem Bischof, Vorsängern und Kapuzinern. Dem Gefühl der Trauer wird auf vielfältige Art und Weise Ausdruck gegeben.

 

 Verführung Freiheit Kunst in Europa seit 1945 . XXX. Europaratsausstellung  im Deutschen Historischen Museum

Ausgangsidee für die Konzeption der Ausstellung ist die Annahme, dass beide Systeme in Ost und West sich auf die Aufklärung berufen. Der Anspruch Freiheit, Gleichheit und Menschenrechte sowie den Bürgern Glück zu bringen, bestand anfangs auf  beiden Seiten. Ausgehend von der These, dass die Freiheit der Kritik soziale und politische Krisen bewältigen hilft, ist das Thema „Freiheit“. Was  das in Europa nach 1945 heißt, dem wird in 12 Kapiteln nachgegangen. Ian Hamilton Finlay „Je vous salue Marat“ verweist auf den Nähe von Revolution und Gewalt. Fernand Léger entwirft eine Utopie einer sozialistischen Gesellschaft. Die Gefahren  des Kapitalismus und der Umweltzerstörung werden thematisiert.  Weitere Einschränkungen liegen im individuellen Schicksal oder der eigenen Beschränktheit. Moderne Kunst hat gesellschaftpolitische Relevanz und viele Möglichkeiten sich auszudrücken.